Badespass nebst badischer Gastlichkeit

Objektbericht: „Wilder Mann in Eggingen“, Fliesen und Platten

Badespaß nebst badischer Gastlichkeit
Autorin: Saskja Jagenteufel, Brandrevier GmbH

Sich wie zu Hause fühlen – das ist die Devise, die sich Familie Vogelbacher mit ihrem Hotel- und Tagungshaus „Wilder Mann“ in Eggingen zur Lebensaufgabe gemacht hat. Die Zimmer im Stammhaus der traditionsreichen Gaststätte wurden im Sommer 2017 in einer vierwöchigen Bauphase kernsaniert. Ökologische Materialien, dezente Farben und großzügige Badezimmer sorgen für zufriedene Gäste in modernem Ambiente.
Nur wenige Kilometer vom regionalen Naturpark Schaffhausen entfernt liegt der Landgasthof „Wilder Mann“ in malerischer Umgebung. Das Gebäude ist bereits seit mehr als einem Jahrhundert im Besitz der Familie Vogelbacher. Dem ersten Umbau im Jahr 1970 folgte sechs Jahre später der Anbau einer vollautomatischen Kegelbahn und eines kleinen Saals. 1991 übernahm die heutige, vierte Generation die traditionsreiche Gaststätte. Ein großer Wintergarten wurde kurz vor dem Jahrhundertwechsel erbaut und das Stammhaus schließlich 2011 durch einen modernen und großzügigen Hotelanbau erweitert.

Aus Alt mach so gut wie Neu

Modern, komfortabel und funktional. So präsentiert sich der Hotelneubau seinen Gästen. Einzig die Zimmer im Stammhaus wurden zuletzt vor zwanzig Jahren saniert und entsprachen nicht mehr dem heutigen Standard. „Unser Anspruch ist es, dass sich die Gäste während ihres Aufenthalts bei uns wohl fühlen und unsere Zimmer trotz kleiner Größe der Kategorie Drei-Sterne entsprechen“, so Manfred Vogelbacher, Bauherr und Eigentümer vom „Wilden Mann“. Gemeinsam mit einem Innenarchitekten des Teams von OPILLIO creative solutions wurden Konzepte und Ideen entwickelt, die Zimmer schließlich komplett entkernt und in einer vierwöchigen Bauzeit von Juni bis Juli 2017 saniert. Insgesamt handelte es sich um sechs Hotelzimmer inklusive Badezimmern auf einer Gesamtfläche von etwa 180 Quadratmetern.

Raumwunder aus Naturmaterialien

Um eine großzügigere Raumwirkung zu erzielen, wurden einige Wandscheiben und Rundbögen entfernt. Heute sorgen kolorierte Glaselemente für Lichtdurchlässigkeit aber auch ausreichend Intimität in den Bädern. Die Möblierung der Zimmer folgt einem klaren Prinzip: Außer dem freistehenden Bett ordnen sich alle weiteren Möbel in einer Wandscheibe an. Eine freischwebende Sitzbank vor der gespachtelten, grün gestrichenen Wand markiert diese Funktionszone. Je nach Zimmergröße und -ausstattung befinden sich hier Schränke, Spiegel, Garderobe, TV oder eine kleine Arbeitsecke. Der Einsatz von ökologischen Putzen und Farben für Decken und Wände erzeugt ein angenehmes Raumklima. Die Einbaumöbel sind aus geöltem Altholz und der Boden aus geöltem Eichenparkett. Farblich abgestimmte Stoffe, Filze und punktuelle Deckenspots komplettieren den gemütlichen Raumeindruck.

Das Bad als schwellenlose Wellness-Oase

Analog zum Hotelneubau sollten auch die Bäder modernsten Ansprüchen genügen und bodengleich sein. Bei Neubauten ist der Bodenaufbau – also die konstruktiven Schichten wie Rohdecke, Rohboden, Isolierung, Estrich, Bodenbelag und Fußbodenheizung – meist so dimensioniert, dass schwellenlose Duschen problemlos verbaut werden können. Der nachträgliche Einbau in Altbauten gestaltet sich hingegen häufig komplizierter: Während Warm- und Kaltwasseranschlüsse sowie Abflussleitungen von vorherigen Dusch- oder Badewannen in der Regel an der richtigen Position vorhanden sind, bleibt oft nicht genug Raum für das Mindestgefälle der Abwasserleitungen. Reicht die Aufbauhöhe nicht, können die Abläufe eine Etage tiefer verlegt und an der Decke abgekoffert werden. Alternativ sorgt eine Abwasserpumpe dafür, dass das Wasser zu einem höher liegenden Abfluss gepumpt wird. Diese sind allerdings recht wartungsintensiv, weshalb Pumpen nicht oft Anwendung finden. Grundsätzlich wird bei bodengleichen Duschen zwischen zwei Ablaufsystemen unterschieden: Die mittige Punktentwässerung benötigt ein vierseitiges Gefälle und kommt aufgrund der vielen Zuschnitte besser mit kleineren Fliesenformaten zurecht. Die Linienentwässerung hingegen benötigt nur ein einseitiges Gefälle und kann problemlos auch mit großen Fliesenformaten kombiniert werden.

Sanierung mit begrenzter Aufbauhöhe

Bei Baumaßnahmen in Feuchträumen ist eine gründliche Abdichtung notwendig, um das Eindringen von Feuchtigkeit unter den Fliesen zu verhindern. Der Untergrund im „Wilden Mann“ wurde mit einer speziellen Abdichtungsbahn mit hoher Haftzugfestigkeit und einem hohen Wasserdampfdiffusionswiderstand vom Belag entkoppelt. Dichtbänder und -manschetten aus PP-Vlies mit thermoplastischem Elastomer schützen zusätzlich vor Rissbildung. Der Wunsch des Bauherrn, in Anlehnung an den Hotelneubau große Platten mit wenig Fugen zu verbauen, konnte durch die gewählte Linienentwässerung realisiert werden. Während der Entkernung kam unter dem alten Belag allerdings eine alte Balkendecke zum Vorschein, weshalb die Wasserrohrführung anders als geplant ausgeführt werden musste. Auf die Duschrinne anstelle eines punktuellen Ablaufs musste dennoch nicht verzichtet werden. Ein eher unübliches vierseitiges Gefälle zur Duschrinne sorgt dafür, dass das Wasser trotz geringer Deckenhöhe über einen horizontalen Ablauf abgeleitet werden kann. „Dank der geringen Einbauhöhe des verbauten Duschsystems, konnten wir auf eine Pumpe oder eine abgehängte Decke im darunterliegenden Geschoss verzichten“, so Innenarchitekt Johannes Ruf, Geschäftsleitung von OPILLIO creative solutions. „Mit nur 60mm Gesamtaufbauhöhe und dem befliesbaren Duschrost passte das Rinnensystem gut in unser Bad-Sanierungskonzept.“ Das benötigte Gefälle für den Wasserablauf wird direkt in den Estrich gegossen, worauf sich der EPS-Hartschaumblock einfach positionieren lässt. Ein Abfluss mit Geruchsverschluss ist integriert und zusätzlich verfügt die Duschrinne über eine zweite Entwässerungsebene mit einer Ablaufleistung von bis zu 1,0 l/s. Die werkseitige Abdichtung ergänzt die Untergrundabdichtung und sorgt so für zusätzliche Sicherheit.

Zufriedenheit der Hotelgäste

Hotelgäste bewerten ihren Aufenthalt nach diversen Kriterien. Neben Schlafmöglichkeit, Restaurantqualität und Freundlichkeit des Personals spielt die Gestaltung der Bäder eine zentrale Rolle. Die optische Vergrößerung, schwellenlose Duschen und ausdrucksstarke Fliesen gehörten deshalb zu den zuvor definierten Zielen der Bauherren. Neben Designaspekten sollten sie aber auch funktional und reinigungsfreundlich sein. Hölzerne Elemente, Glas und moderne Aufsatzbecken gliedern den Raum. Die Fliesen in feiner Textiloptik sorgen für einen warmen Raumeindruck, sind pflegeleicht und rutschhemmend. Puristische Quadratprofile aus Edelstahl setzen zurückhaltende Akzente und schützen gleichzeitig die Kanten des Belags. Dadurch, dass die Baumaßnahme im laufenden Betrieb stattgefunden habe, sei es eine große Herausforderung gewesen, möglichst wenig Schmutz- und Lärmeintrag ins Hotel zu gewährleisten, sagt Vogelbacher zur Modernisierungsmaßnahme. Durch unvorhersehbare Herausforderungen während des Umbaus gab es kleinere Verzögerungen im Bauablauf. Umso erfreulicher sei es für ihn, dass die Zusammenarbeit der Gewerke dank ihrer guten Kommunikation reibungslos lief und die Resonanz seiner Gäste auch ein Jahr nach der Baumaßnahme durchweg positiv ist.